Nachhaltig Heiraten –
Wie das geht, erfahrt ihr hier!

Warum überhaupt nachhaltig heiraten? Es gibt viele Paare, die sich auch in ihrem Alltag für einen nachhaltigen Lebensstil entschieden haben. Für Sie ist es eine Selbstverständlichkeit auch am Hochzeitstag auf einen bewussten Umgang mit der Natur zu achten. Wie man es angeht, nachhaltig zu heiraten, könnt ihr im Interview mit Nina und Michael lesen.

Liebe Nina, lieber Michael wie seid ihr auf die Idee gekommen nachhaltig und ökologisch zu heiraten?

Nachhaltig heiraten war für uns eigentlich selbstverständlich, da wir auch in unserem normalen Leben darauf achten, möglichst nachhaltig zu leben. Bei der Hochzeitsvorbereitung haben wir dann allerdings gemerkt, dass dieses Thema in Deutschland bisher kaum beachtet wurde.

Habt ihr auch schon im Voraus auf Nachhaltigkeit geachtet zum Beispiel bei eurem Junggesellenabschied?

Wir haben im Vorhinein einmal einen traditionellen Polterabend, Junggesellenabschied und Hochzeitsfeier durchgespielt, wie er wahrscheinlich bei den meisten stattfindet. Danach haben wir uns gefragt, was wir davon nun wirklich möchten und haben dann in einem dritten Schritt überlegt, wie wir die Feiern so regional und nachhaltig wie möglich gestalten können.

Michaels Junggesellenabschied bestand aus einer Wanderung im Pfälzer Wald mit Freunden und abschließender Übernachtung in einer Hütte mit Lagerfeuer und allem, was dazu gehört. Eine lange Anreise war für keinen der Freunde notwendig.

Ninas Junggesellinnenabschied fand in Berlin statt, da die meisten Gäste dort wohnen. Zwei Freundinnen reisten per Bahn nach Berlin. Den Tag verbrachten wir mit einer Kanutour auf der Spree, einem selbstgemachten veganen Picknick im Park und abends zogen wir in Berlin um die Häuser.

Wie sah Euer Polterabend aus?

Bei unserem Polterabend liehen wir uns von vielen Freunden Dinge aus, zum Beispiel ein großes Partyzelt. Getränke in Glasflaschen sowie Mehrwegbecher von einem lokalen Getränkehändler, wobei wir bewusst auf große internationale Unternehmen wie Coca-Cola verzichteten und unsere Limonade selbst herstellten.

Über die foodsharing Community retten wir seit Jahren jede Woche zig Backwaren, bevor diese weggeworfen werden. So konnten wir circa 120 Gäste prima mit geretteten Brötchen versorgen, nebst anderen Leckereien. Das Essen kam so gut an, dass nichts mehr übrigblieb und wir somit auch nichts wegwerfen mussten. Die Deko bestand aus upgecycelten Weinkisten vom Winzer aus dem Nachbarort, Aluminiumdosen und Weckgläsern.

Auf was habt ihr bei der Planung der Hochzeit speziell geachtet?
Was gehört für euch zum nachhaltigen Heiraten dazu?

Den Hochzeitstag zu planen war eine größere Herausforderung, da wir uns für viele Traditionen Alternativen überlegen mussten. So war es beispielsweise für die Brauteltern unabdingbar, Schleifchen für die Autos zu haben. Da viele Schleifchen letztendlich während der Fahrt abgehen und in der Umwelt landen, bestand der Kompromiss daraus, welche aus Bast, reinem Leinen und Filz zu basteln, welches Vögeln auch zum Nestbau dienen könnte.

Für den Sektempfang hatten wir zudem ein Eisauto von einem regionalen Unternehmen bestellt, welches Partner der Biosphäre Bliesgau ist und viele regionale Zutaten für die Eisproduktion nutzt.

Für die Deko wählten wir regionale und saisonale Blumensorten aus, die wir von einem lokalen Blumenhändler bezogen. Auch bei der Feier bestand die Deko aus alten Weckgläsern, Aludosen und Holzscheiben, sodass wir außer Bändern nur 10 kleine Lichterketten neu kaufen mussten, die nun aber in der Winterzeit immer wieder Verwendung finden. Als Ringkissen hatte Michaels Onkel aus einem Baumstamm eine Schale in Herzform hergestellt, welche nun als Schmuckschale dient und uns immer an unseren Hochzeitstag erinnert.

Die Papeterie bestand größtenteils aus recyceltem Papier und wurde von uns komplett hergestellt. So haben wir viele Versandkilometer gespart.

Da wir seit einigen Jahren bereits in einem gemeinsamen Haushalt leben, hatten wir uns von unseren Gästen Geld gewünscht und keine Gegenstände. Diesem Wunsch wurde auch fast von allen Gästen nachgekommen.

Welche Rolle spielte die Location, die ihr euch ausgesucht habt?

Leider gibt es im Bliesgau nicht so viele Locations, die für uns in Frage kamen. Daher war die Wahl schnell auf den Wintringer Hof bei Kleinblittersdorf gefallen. Nicht allzu weit weg von der Kirche in Gersheim und ein schön restaurierter Hof mit einem fabelhaften Ambiente. Auf dem Wintringer Hof werden viele Lebensmittel mit hohen Standards in punkto Nachhaltigkeit erzeugt. Zudem überzeugte uns die regionale, bodenständige Küche und die Ziele des Unternehmens, die unserer Lebensphilosophie sehr nahekommen. Gerade der Aspekt der Inklusion, die vorbildlich vom Wintringer Hof gelebt wird und der eine Einrichtung der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Obere Saar e. V. ist, bestärkten uns in unserer Entscheidung.

Habt ihr auch bei euren Kleidern auf Hersteller geachtet, die Fair Fashion produzieren?

Leider hatten wir bei unserer Recherche kein Kleiderlabel gefunden, das sowohl fair hergestellte als auch in unserem Kostenrahmen liegende Brautkleider und Anzüge herstellt. Daher war dann die Überlegung, das Brautkleid Second Hand zu kaufen und beim Bräutigams einen klassischen Anzug zu wählen, der für verschiedene Anlässe weiter getragen werden kann. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in Second Hand Läden die Kleidergrößen für Brautkleider sich meist zwischen den Größen 34-38 und 44 aufwärts bewegen.

In Ninas Größe 40, gab es leider kaum Auswahl. Letztendlich hat sie sich in einem klassischen Brautmodegeschäft ein Brautkleid gekauft, welches sich allerdings zu einem bodenlangen, klassischen Kleid umschneidern lässt und so auch weiter getragen werden kann. Bei den Schuhen kauften wir keine klassischen Hochzeitsschuhe, sondern für Nina Sommersandalen in gold und für Michael Lederschuhe, die auch im Alltag regelmäßig getragen werden können.

Welche Dinge waren euch noch wichtig?

Wichtig war uns auch, dass beispielsweise nicht geplant wurde, Luftballons steigen zu lassen oder Tauben freizulassen. Dies hatten wir im Vorfeld aber auch unseren Trauzeugen so kommuniziert.
Nicht zuletzt aber hatten wir per Zufall eine nette Fotografin gefunden, mit der es beim ersten Treffen direkt gefunkt hatte, da wir nicht nur in Punkto Nachhaltigkeit auf der gleichen Wellenlänge waren. 😉


Wir könnten nun auch noch von unserer Hochzeitsreise erzählen, dies würde hier aber bestimmt den Rahmen sprengen.

Location & Catering: Wintringer Hof

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